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Darm-Divertikel: Symptome, Ursachen, Therapien

Freitag, 16. September 2016 bis Freitag, 30. September 2016

Diese Symptome weisen auf entzündete Darm-Divertikel hin

Plötzlich auftretende starke Bauchschmerzen, Übelkeit, Fieber – dies sind Alarmzeichen, die auf akut entzündete Darm-Divertikel hindeuten, vor allem, wenn sich die Schmerzen auf der linken Unterbauchseite abspielen. Während rechtsliegende Unterbauchschmerzen häufig mit einer Blinddarmentzündung zusammenhängen, ist bei entzündeten Darm-Divertikeln meist die linke Seite betroffen. Ein weiteres Anzeichen sind Unregelmäßigkeiten im Stuhl, oder im Klartext: Verstopfung. Werden entzündete Darm-Divertikel nicht ärztlich behandelt, können sogar lebensgefährliche Folgen drohen. 

Divertikel sind Aussackungen oder Ausstülpungen der Darmschleimhaut

Doch was sind eigentlich Darm-Divertikel? Es handelt sich dabei um Aussackungen oder Ausstülpungen der Darmwand. Diese können zwar im gesamten Darm auftreten. Doch am häufigsten bilden sie sich im linken Unterbauch, im sogenannten S-Darm, das ist der vorletzte Teil des Dickdarms, kurz vor dem Enddarm und dem Anus. Die Aussackungen entstehen, wenn schwache Stellen der Dickdarmwand einem Druck von innen nachgeben. Dieser Druck kann beispielsweise durch ballaststoffarme Ernährung oder Verstopfung oder auch durch eine Bindegewebsschwäche der Darmwand entstehen. Die Schleimhaut, die die Innenseite des Darmrohrs auskleidet, wird dann – meist im Bereich von Muskellücken in der Darmwand – nach außen gedrückt und Divertikel entstehen.

Wer kann von einer Divertikel-Erkrankung betroffen sein?

Divertikel sind häufig. Laut ärztlicher Leitlinie ist ungefähr jeder Dritte bis fast jeder Zweite in Deutschland davon betroffen, in der Jugend seltener, im Alter häufiger, bei den über 70-Jährigen sind es sogar fast zwei Drittel (60 %). Damit ist die Divertikel-Erkrankung – auch Divertikulose genannt – die häufigste krankhafte Veränderung des Dickdarms. In den meisten Fällen führt sie jedoch nicht zu Komplikationen.

Bei entzündeten Divertikeln ist ärztliche Behandlung ein Muss

Probleme entstehen dann, wenn sich die Ausstülpungen oder die umliegenden Strukturen entzünden und es zu einer so genannten Divertikulitis kommt. Auslöser hierfür sind verhärtete Stuhlpartikel, die anschaulich als Kotsteine bezeichnet werden und die in den Ausstülpungen liegen bleiben. Kotsteine üben einen ständigen Druck auf die Darmwand aus. Diese entzündet sich, es kommt zu Schmerzen. Manchmal klingt die Entzündung von alleine ab, etwa, wenn sich der Kotstein löst und weiter transportiert wird. Oft aber kommt es zu gefährlichen Komplikationen. So etwa, wenn sich die Entzündung im Bauchraum ausbreitet. Oder wenn es zu einer Darmverengung bis hin zum Verschluss, zu Blutungen in den Darm oder zu einem Darmdurchbruch kommt. Eine aktuelle dänische Studie kommt zudem zu dem Ergebnis, dass Divertikulitis-Patientinnen und -Patienten ein doppelt so hohes Krebsrisiko haben wie Gesunde. Leiden Sie also unter entzündeten Divertikeln, ist es ratsam so schnell wie möglich zur Hausärztin oder zum Hausarzt zu gehen. Eventuell erfolgt eine Überweisung in eine Fachpraxis, zum Beispiel in eine gastroenterologische Praxis. 

Therapie bei Divertikelentzündung (Divertikulitis)

Die Behandlung richtet sich danach, wie ausgeprägt die Divertikel-Erkrankung ist. Im Stadium eins, einer Divertikulose ohne Beschwerden, ist keine spezielle Therapie nötig.

Im Stadium zwei – einer Divertikelentzündung – kann beispielsweise zwei Wochen lang ein entzündungshemmender Wirkstoff (Mesalazin) eingenommen werden. Im Stadium drei, wenn sich die Entzündung weiter ausbreitet, wird die Ärztin oder der Arzt eine Antibiotikatherapie verordnen. Der Darm muss jetzt zudem zur Ruhe kommen. Betroffene sollten eine gute Woche lang wenig essen. Eventuell muss bis zur Heilung eine Flüssignahrung erfolgen, möglicherweise wird die Ärztin oder der Arzt eine Einweisung in ein Krankenhaus veranlassen. Ist es zu einem Darmdurchbruch, einer Entzündung der Darmwand oder zu einem Darmverschluss gekommen, muss operiert werden. Die Behandlung einer Divertikulitis ist auch wichtig, um der Entstehung von Darmkrebs vorzubeugen.

Der Lebensstil hat einen Einfluss auf die Entstehung von Divertikeln

Neben der ärztlichen Behandlung ist aber auch der Lebensstil entscheidend dafür, wie gut es dem eigenen Darm geht. Im Gegensatz zu früher werden heute nämlich deutlich weniger Vollkornprodukte, Gemüse, Kartoffeln, Salate, Früchte und Getreide, also kurz gesagt zu wenig Ballaststoffe und Fasern gegessen. Wie beteiligt die Ernährung an der Entstehung von Divertikeln ist, zeigt ein Blick in andere Kulturen: Dort, wo oft noch einfacher und traditioneller gegessen wird, wie in Afrika, Asien und Indien, ist die Krankheit fast unbekannt. Insbesondere Ballaststoffe sind für die Darmgesundheit wichtig. Sie sind nicht verdaubar und haben die Fähigkeit, Wasser zu binden und dabei aufzuquellen. Dadurch wird die Stuhlmasse im Darm aufgelockert und der Druck von innen verringert sich. Zusätzlich werden die Darmbewegungen angeregt. Insgesamt sorgt eine ballaststoffreiche Ernährung dafür, dass der Nahrungsbrei im Darm schnell weitertransportiert wird. 

Eine darmfreundliche Ernährung hilft

Anders aber sieht es aus, wenn die Ballaststoffe fehlen, etwa auch bei einer fleischreichen Ernährung. Dann wird der Stuhl verdichtet und die Eigenbewegungen der Darmmuskeln fallen schwächer aus. Dies wirkt sich besonders in besagten S-Darm aus, also im linken Unterbauch. Irgendwann gibt die Darmwand an schwachen Stellen nach und wird ausgebeult. Um dies zu verhindern, sollten Sie Ihre Verdauung fördern, indem Sie insgesamt naturbelassener essen, mit mehr Vollkornprodukten. Die ballaststoffreiche Ernährungsweise können Sie durch zusätzliche Quellstoffe ergänzen, wie etwa Leinsamen oder dem indischen Flohsamen. Trinken Sie viel dabei, um das Aufquellen des Nahrungsbreis zu fördern.

Regelmäßige Bewegung ist wichtig

Neben der Ernährung hilft regelmäßige Bewegung, den Darm in Schwung zu bringen. Damit wird die natürliche Darmbewegung, die Peristaltik, angeregt und der Darminhalt leichter weiterbefördert. Bewegung ist wie eine natürliche Darmmassage. Einfache Gymnastik- oder Yoga-Übungen, welche die Bauchmuskeln trainieren, sind besonders gut für die Verdauung.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner, www.beatrice-wagner.de
Redaktion: Marielle Becker


 

Weiterführende Links

Patienteninformation der Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs-und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) http://www.gastro-liga.de/fileadmin/download/Divertikel_des_Dickdarms_132-01-16.pdf

Leitlinien bei Divertikulose (fachlich): http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-020l_S3_Divertikelkrankheit_Divertikulus_2014-05.pdf

 


 

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