Das Karpaltunnelsyndrom
Freitag,
1. November 2019
bis Freitag,
15. November 2019
Sie wachen nachts auf, weil es in der Hand kribbelt oder einige Finger schmerzen? Ihre Hand fühlt sich an, als wäre sie eingeschlafen oder stark angeschwollen? Dies kann auf ein beginnendes Karpaltunnelsyndrom hindeuten. Dabei handelt es sich um eine Nervenschädigung im Handgelenkbereich. Betroffen sind meist Frauen zwischen 40 und 50 Jahren, sie erkranken dreimal häufiger als Männer am Karpaltunnelsyndrom.
Auswirkungen des Karpaltunnelsyndroms
Der Karpaltunnel befindet sich an der Innenseite des Handgelenks. Er ist ein Kanal, durch den Nerven und Sehnen vom Unterarm zur Handfläche ziehen. Durch den Karpaltunnel laufen die Beugesehnen der Finger sowie der Medianus-Nerv, der die Bewegungen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger steuert und auch Empfindungen der Hand an das Gehirn weiterleitet.
Wenn sich der Karpaltunnel verengt, kann es passieren, dass der Medianus-Nerv chronisch zusammengedrückt und gereizt wird. Dadurch kommt es zunächst zu nächtlichen Missempfindungen in der Hand. Im späteren Stadium treten die Beschwerden auch tagsüber auf, zum Beispiel dann, wenn die Hand längere Zeit gebeugt oder überstreckt wird, wie beim Autofahren oder beim Schreiben an der Tastatur. Auch können die Schmerzen bis in den Schulterbereich ausstrahlen. Im Endstadium kommt es dann zu einer deutlichen Schwäche vor allem der Daumenballenmuskulatur und zu andauernden Schmerzen. Solange sollten Sie allerdings nicht mit einer Therapie warten, denn das Karpaltunnelsyndrom kann recht gut behandelt werden.
Ursachen des Karpaltunnelsyndroms
In den meisten Fällen führen chronische Beanspruchungen der Handgelenke dazu, dass das Bindegewebe, das die Sehnen umhüllt (das so genannte Sehnengleitgewebe), anschwillt und auf diese Weise den nur begrenzt vorhandenen Platz im Karpaltunnel verengt. Weitere Faktoren, die zur Verengung des Karpaltunnels führen, sind ein deutlich erhöhtes Körpergewicht, entzündlicher Gelenkrheumatismus – auch chronische Polyarthritis genannt –, Gicht, Fettablagerungen durch einen erhöhten Cholesterinspiegel oder Diabetes. Ein Karpaltunnelsyndrom kann auch während der Schwangerschaft auftreten, bildet sich in diesem Fall jedoch nach der Geburt meist spontan zurück.
Diagnose
Treten die oben geschilderten Beschwerden auf, sollten Sie zunächst Ihre Hausarztpraxis aufsuchen. Dort wird aufgrund der Krankheitsanzeichen oft schon die richtige Diagnose gestellt. Möglicherweise werden Sie zur endgültigen Abklärung in eine Praxis für Neurologie überwiesen, wo die Leitungsgeschwindigkeit des motorischen Nervs gemessen wird. Das ist die Zeit, die der Impuls vom Reiz bis zum Zucken des Daumens braucht. Das Ergebnis gibt Auskunft darüber, ob der mittlere Handnerv (der Medianus-Nerv) geschädigt ist. Auf diese Weise wird ausgeschlossen, dass ein Bandscheibenvorfall, eine Durchblutungsstörung oder Erkrankungen des peripheren Nervensystems die Beschwerden verursachen.
Therapie
Im Frühstadium eines Karpaltunnelsyndroms genügt häufig die Anpassung einer Handgelenkschiene, mit der die Hand nachts ruhig gestellt und in der richtigen Position gehalten wird. Das ist hilfreich, weil viele Menschen im Schlaf die Handgelenke abwinkeln, wodurch die Durchblutung eingeschränkt und das Syndrom hervorgerufen werden kann.
Eventuell wird einmalig Cortison in den Karpaltunnel gespritzt. Das führt meist schnell zum Abschwellen der entzündeten oder überreizten Bereiche. Wenn Schiene und Veränderungen im Lebensumfeld nicht helfen, sollte ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden. Dabei wird der Karpaltunnel erweitert, indem das Bindegewebsband über dem Kanal durchtrennt wird. Dadurch wird der Nerv entlastet. Diese Operation gilt als Routineeingriff und wird oft minimalinvasiv mit der sogenannten Schlüssellochchirurgie durchgeführt. In der Regel sind die Ergebnisse gut und langanhaltend. Einige Beschwerden wie Schmerzen und Taubheitsgefühle bessern sich sofort. Ein bereits eingesetzter Muskelrückgang am Daumenballen kann jedoch meist nicht mehr umgekehrt werden. Deshalb ist es wichtig, dass Sie bei Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom bald zum Arzt gehen.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung eines Karpaltunnelsyndroms sollten Sie Ihr Lebensumfeld daraufhin untersuchen, ob es starke Handgelenksbelastungen hervorruft, bei denen Sie das Handgelenk immer wieder und lange abknicken müssen. Dies kann beim Schreiben an der Tastatur passieren, beim Kassieren an der Kasse, beim Telefonieren, beim Fahrradfahren oder bei Montagearbeiten.
Machen Sie bei Tätigkeiten, die das Handgelenk belasten, regelmäßig Pause, dehnen Sie die Muskeln und schütteln Sie die Handgelenke aus. Wenn Sie viel am PC arbeiten, achten Sie darauf, dass Ihre Hände, Handgelenke und Arme beim Tippen eine Linie bilden. Dies kann durch eine ergonomische Büroausstattung unterstützt werden, zum Beispiel durch ein Mousepad mit Handgelenkauflage oder eine geteilte Tastatur. Beides trägt dazu bei, dass die Hände nicht zu sehr abknicken. Die Höhe des Schreibtischstuhls sollten Sie so einstellen, dass beim Sitzen die Unterarme auf einer Linie mit der Tastatur liegen. Auch für Fahrräder gibt es ergonomische Lenkergriffe mit Ballenauflage.
Wenn Sie schon Beschwerden haben, verzichten Sie mindestens zwei Wochen auf alle Belastungen, die vermeidbar sind, zum Beispiel auf Stricken. Tragen Sie nachts eine Handgelenksschiene, die entlastend wirkt. Auch Wechselbehandlungen mit Eisauflagen und heißem Wasser, jeweils einige Minuten angewandt, können hilfreich sein.
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner, www.beatrice-wagner.de
Weiterführende Links
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