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Der diabetische Fuß: Regelmäßige Kontrolle ist wichtig!

Dienstag, 1. März 2016 bis Dienstag, 15. März 2016

Der Begriff „diabetischer Fuß“ steht für verschiedene Krankheitsbilder, deren gemeinsame Ursache ein jahrelang überhöhter Blutzucker ist. Sein Hauptkennzeichen sind schlecht heilende chronische Wunden, die schlussendlich zu einer Amputation führen können. Um dem vorzubeugen und so früh wie möglich präventiv gegensteuern zu können, ist es ratsam, frühe Anzeichen des diabetischen Fußes zu kennen und geeignete Maßnahmen zur Vorsorge zu ergreifen.

Der diabetische Fuß ist darauf zurückzuführen, dass bei einem unbehandelten oder schlecht eingestellten Diabetiker dauerhaft zu viel Zucker im Blut kreist. Der Zucker greift die Blutgefäße und die sensiblen Nerven an. Zunächst schlafen die Füße häufiger ein, die Fußsohlen brennen, es kribbelt und schmerzt in den Beinen. Kleine Risse und schlecht heilende Wunden kommen hinzu. Dies ist eine Folge der verschlechterten Durchblutung. Sie ist übrigens auch dafür verantwortlich, dass die für Empfindungen zuständigen Nerven weniger sensibel sind und betroffene Personen Schmerzreize weniger oder gar nicht mehr wahrnehmen. In der Folge werden Schwielen, Blasen oder kleine Verletzungen erst spät erkannt und leichte Verletzungen können sich unbemerkt vergrößern.

Medizinisch wird der diabetische Fuß je nach Grad der Verletzung beziehungsweise Funktionsstörung des Fußes in sechs Wagner-Stadien eingeteilt – von Stadium null, bei dem noch keine offenen Wunden vorhanden sind, bis Stadium fünf, dem Absterben des gesamten Fußes. Im Einzelnen ist die Abfolge der verschiedenen Stadien folgende: Ein oberflächliches schlecht heilendes Wundgeschwür ist zu sehen (Stadium eins), dieses wandert in die Tiefe (Stadium zwei), es kommt zu einer Entzündung des Knochens und des Knochenmarks (Stadium drei), aufgrund der Mangeldurchblutung stirbt das Gewebe des Vorfußes ab (Stadium vier) und schlussendlich ist der gesamte Fuß betroffen (Stadium 5). Das ist dramatisch, doch es gibt auch Hoffnung, denn mit Ausnahme der letzten und schwersten Ausprägung sind die Symptome potentiell reversibel und können wieder heilen.

Wenn Sie zur Risikogruppe gehören, sollten Sie also frühzeitig Vorsorge treffen. Die beste Maßnahme ist ein gut eingestellter Diabetes. Dazu gehört neben dem regelmäßigen Messen und der Einnahme Ihrer Medikamente beziehungsweise der Gabe der Insulinspritzen auch die regelmäßige Bewegung, mit welcher Sie hohen Blutzuckerwerten buchstäblich davonlaufen können.

Zusätzlich sollten Sie als Diabetikerin oder Diabetiker Ihren Füßen jeden Tag ganz besondere Beachtung schenken. Dazu machen Sie die tägliche Fußkontrolle am besten zu einem festen Bestandteil Ihres Tagesprogramms. Untersuchen Sie Ihre Füße nach Schwellungen, Wunden, Rötungen, kühlen und bläulichen Hautstellen. Wenn Sie Ihre Auffälligkeiten nur in einem auf dem Boden liegenden Spiegel sehen, aber nicht spüren oder beim Duschen den Unterschied zwischen warm und kalt auch nicht mehr richtig erspüren, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. In der Praxis können Ihre Füße mit speziellen Tests und Untersuchungen überprüft werden. Gönnen Sie Ihren Füßen zudem ein tägliches Fußbad mit einer milden, rückfettenden Seife. Massieren Sie sie anschließend mit einer milden feuchtigkeitsspendenden Fußcreme, die die Haut geschmeidig hält.

Achten Sie darauf, Ihre Füße nicht unbeabsichtigt zu verletzen. Entfernen Sie Hornhaut mit einem Bimsstein und nicht mit einem Hornhauthobel. Überlassen Sie die Behandlung von Hühneraugen der medizinischen Fußpflege oder einer Ärztin beziehungsweise einem Arzt. Und benutzen Sie keine Hühneraugenpflaster oder -salbe. Laufen Sie bequem auf flachen, weiten Schuhen ohne drückende Innennähte. Und nutzen Sie die Kenntnisse von diabetologisch geschulten Orthopädie-Schuhmachereien und lassen Sie sich wegen passender Schuhe beraten.

Neben einem unpassenden Schuhwerk, das zu Druckstellen führen kann, findet sich in rund der Hälfte der Fälle eine Zehfehlstellung als Auslöser. Darauf wurde auf der Herbsttagung 2015 der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Düsseldorf hingewiesen. Bei sogenannten „Hammer-Krallenzehen“, auch als Plantarisation bezeichnet, nutzt der Betroffene nicht den Fußballen zum Abrollen, sondern die ungeschützte Zehenspitze. Sechzig Prozent der diabetischen Fußgeschwüre beginnen deshalb an den Zehen. Hier gibt es eine chirurgische Therapie: das Durchtrennen der langen Beugesehne der betroffenen Zehe. Das Geschwür heilt rasch ab, die drohende Amputation bleibt erspart.

Eine neue Methode ist die hyperbare Sauerstofftherapie, bei der Patienten in einer Druckkammer einhundert Prozent reinen Sauerstoff einatmen, was zu einer besseren Wundheilung führt. Nach der vorläufigen Bewertung durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) schließen sich Wunden mit dieser Methode fast dreimal schneller als Wunden, die nicht reinem Sauerstoff ausgesetzt waren. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen dieses Verfahren im Rahmen einer stationären Versorgung bei den Wagner-Stadien drei und vier.

Fazit: Welche Maßnahmen konkret in Ihrem Fall ratsam sind, besprechen Sie am besten mit Ihrer diabetisch geschulten Ärztin oder ihrem diabetisch geschultem Arzt, die oder der Sie betreut. Ihre oder seine Praxis sollten Sie auch einmal jährlich routinemäßig zur Begutachtung Ihrer Füße aufsuchen.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner, www.beatrice-wagner.de
Redaktion: Marielle Becker


 

Weiterführende Links

Homepage des Deutschen Diabetiker Bundes e.V., unter anderem mit der Nennung von Veranstaltungen und Wissenswertem zum Thema Diabetes. 

Informationen der Deutschen Diabetes Gesellschaft zu Ursachen, Symptomen und Therapie des diabetischen Fußes. 

Geeignete Fußbehandlungseinrichtungen in einer Praxis, einer Klinikambulanz oder einer Klinik auf (mit Postleitzahlsuche).

Protokolle von Experten-Chats zum Thema Diabetisches Fußsyndrom der Deutschen Diabetes Hilfe diabetesDE

Homepage der Landesarbeitsgemeinschaft der Selbsthilfekontaktstellen und Selbsthilfeunterstützung in Rheinland-Pfalz (LAG KISS RLP) mit Auskünften über Selbsthilfegruppen in der Nähe oder im Internet.

Leitfaden für Diabetes-Selbsthilfegruppen der Deutschen Diabetes Hilfe diabetesDE mit der Nennung von Selbsthilfegruppen auf Seite 44

 


 

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