06131-2069-0

HIV-positiv und erwerbstätig

Samstag, 1. Dezember 2018 bis Samstag, 15. Dezember 2018

HIV-positiv und erwerbstätig? Warum nicht! Nach Schätzungen befinden sich rund zwei Drittel der HIV-Infizierten in Deutschland in einem Arbeitsverhältnis. In den allermeisten Fällen spricht nichts dagegen, denn moderne Medikamente haben das Leben mit dem Virus verändert: HIV-positive Menschen haben mittlerweile eine fast normale Lebenserwartung. Sie können trotz ihrer Infektion einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Und es zeigt sich: Im Durchschnitt sind sie nicht häufiger krankgeschrieben als andere Arbeitnehmer. Dennoch führt es zunächst einmal zu Unsicherheiten, wenn die Arbeitskolleginnen und -kollegen von einer HIV-Infektion erfahren. Obwohl der alltägliche Umgang unbedenklich ist und die üblichen Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen ausreichend sind, gibt es häufig noch Angst vor Ansteckung.

Tatsächlich handelt es sich in den meisten Fällen um Vorurteile, die aus ungenauem oder veraltetem Wissen entstehen. Unter dem Motto „Du hast HIV? Damit komme ich nicht klar.“ trägt eine Aktion des Bundesgesundheitsministeriums und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember dazu bei, Diskriminierung, Unwissen und unbegründete Ängste abzubauen. Der Rat dazu: „Streich die Vorurteile!“ 

Lebenslange Medikation

Die Infektion mit HIV gilt als behandelbare, wenn auch nicht heilbare chronische Krankheit. Es gibt mittlerweile zahlreiche Medikamente, die gegen die Vermehrung von HI-Viren wirken und voraussichtlich lebenslang eingenommen werden müssen. Eine HIV-Infektion ist zunächst kein Grund, die Arbeit einzustellen, denn sie schränkt die Leistungsfähigkeit nicht ein. Eine rechtzeitige Diagnose und die konsequente Einnahme der Medikamente bietet die Chance auf eine annähernd normale Lebenserwartung und gute Lebensqualität. Laut Aussage der Deutschen AIDS-Hilfe kommen die meisten Betroffenen gut mit Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Hautausschlägen zurecht. Viele spüren gar keine Nebenwirkungen oder stellen sie nur zu Beginn der medikamentösen Therapie fest.

Für HIV-Infizierte ist es wichtig, ihren Tagesablauf zu überprüfen und mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen, zu welchem Zeitpunkt die Medikamente eingenommen werden sollen.

Kein Berufsverbot bei HIV

Rein rechtlich gibt es in Deutschland keine Berufsverbote für Menschen mit HIV. Einschränkungen existieren lediglich für Chirurginnen und Chirurgen, solange das HI-Virus noch in ihrem Blut nachgewiesen werden kann. Wenn die HIV-Last unter die Nachweisgrenze sinkt, was mit den modernen Medikamenten möglich ist, dürfen sie uneingeschränkt operieren. Berufserlaubnis gilt auch für die Pflege, die Kinderbetreuung und -erziehung und für die Gastronomie. Anders als früher dürfen heute auch Pilotinnen und Piloten mit einer HIV-Infektion weiterarbeiten. Entscheidend ist ihr Gesundheitszustand. Möglicherweise gibt es aber in anderen Ländern Einreise- und Aufenthaltsbeschränkungen für Menschen mit HIV, die bei einer Auslandstätigkeit beachtet werden müssen.

HIV ist kein Kündigungsgrund

Es ist die alleinige Entscheidung der Betroffenen, ob sie den Arbeitgeber und den Kollegenkreis über ihre Infektion informieren oder nicht. Rechtlich gesehen muss eine HIV-Infektion nicht mitgeteilt werden, und bei direkter Nachfrage darf die Unwahrheit gesagt werden. Dies kann angebracht sein, wenn Nachteile am Arbeitsplatz zu befürchten sind. Allerdings kann die regelmäßige Tabletteneinnahme womöglich nicht geheim gehalten werden, so dass die HIV-Infektion doch bekannt wird. In jedem Fall gilt: Beschäftigten darf aufgrund einer HIV-Infektion nicht gekündigt werden!

Offenheit am Arbeitsplatz gut überlegen

Es kann einerseits entlastend sein, am Arbeitsplatz offen über eine HIV-Infektion zu sprechen, andererseits wissen aber die Kolleginnen und Kollegen oft gar nicht, wie sie sich verhalten sollen und nehmen Abstand von Infizierten. AIDS-Kampagnen wollen deshalb irrationale Ängste abbauen und Mythen entgegentreten, um die Ausgrenzung von Menschen mit HIV zu verhindern. Mit mutigen Statements wie „Ich habe HIV. Und den Respekt meiner Kollegen. Hätte ich auch Deinen?“ warben in den vergangenen Jahren Betroffene für Toleranz und Solidarität.

Viele HIV-Infizierte entscheiden sich für einen Mittelweg: Sie informieren nur ausgewählte Personen aus dem Team. Das kann eine gute Entscheidung sein, denn mit Offenheit gegenüber vertrauenswürdigen Menschen sichern sich Betroffene Unterstützung. Es ist ermutigend und aufbauend, wenn ihnen Kolleginnen und Kollegen zur Seite stehen und in belastenden Situationen auch einmal tröstende Worte finden. Da es jedoch unbestritten ist, dass es häufig zu Diskriminierung und Mobbing kommt, muss die Entscheidung, wie viel Offenheit man am Arbeitsplatz wagen will, gut überlegt sein.

Um diese Entscheidung zu treffen, kann die Beratung in einer AIDS-Hilfe oder in der AIDS-Beratungsstelle des örtlichen Gesundheitsamtes hilfreich sein. Anlaufstellen sind auf der Website der AIDS-Hilfe zu finden. Unter dem Thema „Infektionsprävention“ versammelt die Webseite der LZG Informationen zur „AIDS/STI-Prävention“, also zur Vorbeugung einer HIV-Infektion, der daraus entstehenden Immunschwächekrankheit AIDS sowie anderer sexuell übertragbarer Infektionen (STI).

Und noch ein Hinweis zum Schluss. Denken Sie daran: Ein Kondom schützt vor HIV und einigen anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Ganz nach dem Slogan der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: „mach's! aber mach's mit!“.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner www.beatrice-wagner.de
Redaktion: Birgit Kahl-Rüther


Weiterführende Links

Häufige Fragen zu HIV und Erwerbstätigkeit beantwortet die Deutsche AIDS-Hilfe.

Eine am 28. November 2018 gestartete Kampagne der Deutschen AIDS-Hilfe informiert darüber, dass HIV unter konsequenter Therapie nicht übertragbar ist.

Die Hautklinik der Universität Heidelberg informiert über rechtliche Fragen bei einer HIV-Infektion.

Informationen zur AIDS/STI-Prävention der LZG

Interessante Zahlen liefert eine repräsentative Bevölkerungsbefragung anlässlich des Welt-AIDS-Tag 2017 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Broschüre der Deutschen AIDS-Hilfe für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und Vorgesetzte zum Thema „HIV und Arbeit? Das geht!“

Broschüre der Deutschen AIDS-Hilfe für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Jobcentern und Arbeitsagenturen zum Thema „HIV und Arbeit? Das geht!“

Themba – Das Spiel seines Lebens. Ein berührender Film über einen südafrikanischen Jungen, der trotz seiner HIV-Infektion Fußballer wird. Hier kostenlos auf Englisch, mit englischen Untertiteln ansehen.

 


 

In diesen Kategorien finden Sie Themen, die Sie auch interessieren könnten:

Zurück