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Mit dem Bauchschmerz leben – Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Samstag, 16. März 2019 bis Sonntag, 31. März 2019

Krampfartige Bauchschmerzen, häufiger Stuhldrang, dünnflüssiger, vielleicht sogar blutiger Stuhl – wer schon einmal unter heftigem Durchfall zu leiden hatte, weiß, wie schmerzhaft und kräftezehrend dies ist. Menschen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, kurz CED, müssen ihr ganzes Leben lang mit solchen Problemen zurechtkommen. CED ist ein Sammelbegriff für verschiedene Krankheiten, bei denen es schubweise oder auch kontinuierlich zu Entzündungen des Darms kommt. Die beiden häufigsten CEDs sind Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa.

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – die Unterschiede

Morbus Crohn, benannt nach einem US-amerikanischen Gastro-Enterologen, ist eine entzündliche Erkrankung, die den gesamten Verdauungstrakt befallen kann. Besonders häufig betroffen ist der letzte Abschnitt des Dünndarms, aber auch Speiseröhre, Mund und Dickdarm können befallen sein. Charakteristisch ist, dass die Erkrankung schubweise um sich greift. Die Entzündung umfasst alle Schichten der Darmwand. Sie bleibt allerdings auf einzelne Segmente beschränkt, so dass sich entzündete und gesunde Abschnitte abwechseln.

Colitis ulcerosa bezeichnet entzündliche Geschwüre im Dickdarm, dem Colon. Betroffen sind ausschließlich die obersten Wandschichten des Dickdarms. Die entzündlichen Geschwüre heilen vernarbend ab, können aber immer wieder ausbrechen. Bei schweren Verläufen und langer Krankheitsdauer ist die Wahrscheinlichkeit für Darmkrebs erhöht.

Mit einer Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Darm können die beiden Krankheiten oft gut voneinander unterschieden werden. Morbus-Crohn-Erkrankungen lassen sich außerdem per Ultraschall von außen erkennen. Blut- und Stuhluntersuchungen liefern weitere Hinweise.

Ursache der Erkrankungen

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa begleiten Betroffene ein Leben lang und gelten als unheilbar. Bisher ging die Medizin davon aus, dass beides Autoimmunerkrankungen seien, bei denen sich ein übereifriges Immunsystem gegen den Körper selbst statt gegen einen Krankheitserreger wendet. Doch neuere Studien haben gezeigt, dass es sich um eine Abwehrschwäche der Darmschleimhaut handelt: Bakterien können deshalb in die Schleimhaut eindringen und zur Deck- und Drüsengewebeschicht wandern, die normalerweise steril ist. Als Folge der Bakterieneinwanderung kommt es zu einer Immunreaktion: Das Immunsystem erkennt, dass sich die Bakterien aus dem Darm nicht in der Schleimhaut befinden sollten und greift sie an. Die Entzündung ist somit eine Folge der geschwächten Darmabwehr. Zugleich ist sie Auslöser der klinischen Symptome wie Durchfall, Blut im Stuhl und Schmerzen.
Die Faktoren Ernährung und Rauchen können die Entstehung eines Morbus Crohn beeinflussen. Raucher erkranken beispielsweise häufiger daran als Nichtraucher. Auch bestimmte genetische Veränderungen führen zu einem erhöhten Risiko für Morbus Crohn. Für den Ausbruch von Colitis ulcerosa scheinen neben der Ernährung und Infektionen auch psychische Faktoren eine Rolle zu spielen. Da die Erkrankung in manchen Familien gehäuft auftritt, wird eine genetische Veranlagung angenommen.

Therapie

Ziel der klassischen Therapie ist es, einerseits die Entzündung rasch abklingen zu lassen und andererseits beschwerdefreie Phasen möglichst lange zu erhalten. Dafür stehen sogenannte Immunsuppressiva, Kortison und andere entzündungshemmende Medikamente zur Verfügung. Leider dämpfen Immunsuppressiva das gesamte Immunsystem, was wiederum den Schutz vor Infektionen schwächen kann. Zwei Faktoren spielen hier gegeneinander: Das Immunsystem schützt uns vor Krankheiten und muss deshalb so stark wie möglich sein, andererseits muss es unterdrückt werden, wenn es sich wie bei Autoimmunerkrankungen gegen den eigenen Körper richtet. Deshalb sollte es in der Zeit zwischen zwei Schüben der CED, in der keine entzündungshemmende Behandlung nötig ist, gestärkt werden.

Auch die Ernährung kann Leiden mindern. Allerdings gibt es keine allgemeine Diätempfehlung für CED-Betroffene. Die meisten wissen aber aus Erfahrung, was sie vertragen und was nicht. Pro- und Präbiotika in der Ernährung spielen vor allem bei Colitis ulcerosa eine wichtige Rolle. Über die therapeutischen Möglichkeiten sollten Sie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt sprechen. Dazu gehört auch die Frage nach dem Ersatz von Eiweiß, Eisen, Zink, Vitaminen und Nährstoffen, die möglicherweise durch die häufigen Durchfälle verloren gegangen sind.  Viele Betroffene machen die Erfahrung, dass es hilft, gut informiert zu sein. Sie können dann besser mit der Erkrankung umgehen und verloren geglaubte Lebensqualität zurückgewinnen.

Sie finden diesen Text auch auf der Homepage der LZG unter www.gesundheitstelefon-rlp.de.

In unserem nächsten Gesundheitstelefon ab 1. April 2019 geht es um das Thema „Neurodermitis – Wie Veranlagung und Umweltfaktoren zusammenspielen“.

Vielen Dank für Ihr Interesse und bleiben Sie gesund.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner, www.beatrice-wagner.de


 

Weiterführende Links

Die Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) in Berlin vermittelt Kontakte zu regionalen Selbsthilfegruppen und Ärzten und bietet Beratung und Informationen.

Informationen zu Darmerkrankungen

Website der Stiftung Darmerkrankungen

 


 

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