Kleiner Zeckenbiss – großes Risiko?
Samstag,
16. April 2016
bis Samstag,
30. April 2016
Zecken sind kleine Spinnentiere
Pünktlich mit den milden Temperaturen im Frühjahr erwachen auch die Zecken aus ihrem Ruhestadium. Zecken sind kleine Spinnentiere, die vom Blut einiger Säugetiere leben, insbesondere von Mäusen und Ratten, aber auch von Hunden, Katzen, Pferden und Wild. Das Blut des Menschen wird ebenfalls nicht verschmäht, obwohl es nicht die Mahlzeit erster Wahl darstellt, der Mensch ist ein sogenannter Fehlwirt für Zecken. Und dennoch kann die Blutmahlzeit für den Menschen gefährlich werden. Denn hin und wieder übertragen die Zecken Borreliose-Bakterien oder FSME-Viren.
Borreliose: Auslöser sind Bakterien
Bei der Borreliose handelt es sich um die am häufigsten von Zecken übertragene Krankheit. Etwa einer von 100 Menschen entwickelt nach einem Zeckenstich Borreliose. Dies ist eine Multisystemerkrankung. Wenn es den Borrelien gelingt, sich festzusetzen, kann dies nach Monaten oder Jahren zu Entzündungen in Gelenken, Muskeln und Nerven führen und insgesamt auch eine Schmerzbelastung im gesamten Körper auslösen. Das erste Anzeichen einer Infektion ist eine deutliche Rötung an der Bissstelle. Typischerweise verändert sich die Rötung, sie wandert von der Bissstelle kreisförmig nach außen. Wenn Sie eine solche Wanderröte bemerken, gehen Sie bitte sofort zu einer Ärztin oder einem Arzt und berichten von ihrem Verdacht auf Borreliose. Weitere charakteristische Anzeichen sind: Schweißausbrüche, Abgeschlagenheit, Grippegefühl, Herzklopfen, später dann auch Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Schwindelattacken. Je früher Sie sich in eine ärztliche Praxis begeben, desto besser. Die beste Behandlungsmethode besteht in einer Antibiotikagabe, die je nach Schweregrad auch als Infusion erfolgen kann und – ganz wichtig – ausreichend lang durchgeführt werden sollte. Eine Impfung gegen die Borreliose gibt es nicht.
Schutz vor Borreliose
Um sich vor der Borreliose zu schützen, ist es sinnvoll, sich nach jedem Aufenthalt im Freien abzusuchen und die Zecken zu entfernen. Nehmen Sie dazu eine Zeckenzange oder Pinzette und packen die Zecke ganz unten, also direkt auf der Haut, und lösen Sie sie zunächst langsam ab, anschließend ziehen Sie. Bitte verwenden Sie kein vermeintliches Hilfsmittel wie Klebstoff oder Öl, denn dadurch kann die Zecke in Panik geraten und erst recht ihre Erreger ausschütten.
FSME: Auslöser sind Viren
Die FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine Hirn- und Hirnhautentzündung, ist eine seltenere Zecken-Erkrankung. Nur 0,1 bis fünf Prozent der Zecken gelten als FSME-Virusträger und etwa ein Drittel der infizierten Menschen erkranken an FSME. Trotzdem ist diese Viruserkrankung gefährlich, denn bei Ausbruch sind die Therapiemöglichkeiten begrenzt und einer vorbeugenden Impfung kommt hier gegebenenfalls besondere Bedeutung zu. FSME kann zu starken Kopfschmerzen, Müdigkeit und Erbrechen führen, es können aber auch Bewusstseins- und Koordinationsstörungen sowie Lähmungen von Armen und Beinen auftreten. Manchmal gehen die Lähmungen von alleine wieder zurück, in manchen Fällen bleiben sie bestehen. In seltenen Fällen ist zusätzlich das Rückenmark entzündet (Myelitis), was zu Muskelschwäche, Lähmungen im Gesichts- und Halsbereich sowie Gefühlsstörungen führen kann.
Schutz vor FSME
Gegen FSME können Sie sich impfen lassen – das ist insbesondere in Risikogebieten ratsam. Da dies der einzige Schutz gegen diese Viruserkrankung ist, übernehmen die Krankenkassen in der Regel die Kosten. Als Risikogebiete gelten bislang Baden-Württemberg und Bayern sowie kleinere Teile von Hessen, Sachsen und Rheinland-Pfalz. Und natürlich leben die Zecken nicht nur in Wiese und Wald, sondern auch in städtischen Gärten und Parks.
Wissenswertes über die unliebsamen Sauger
Generell ist es hilfreich, einiges über die Besonderheiten von Zecken zu wissen. Erwachsene Zecken klettern kaum höher als ein Meter bis 1,50 Meter. Wenn wir durch Gras oder an Büschen vorbeigehen, lassen sich die Zecken abstreifen. Beim Menschen angelangt, krabbeln sie oft nicht weit, sondern suchen sich eine weiche geschützte Stelle in den Kniekehlen, im Schambereich oder in der Leistenregion, bei Kindern durch deren geringere Größe auch am Kopf, im Gesichts- oder Armbereich. Hier stechen sich die Zecken fest und beginnen Blut zu saugen. Während wir einen Wespen- oder Mückenstich sofort bemerken, verläuft der Zeckenstich schmerzlos, denn die Zecke injiziert zunächst eine betäubende Substanz. Nun kann sie sich ungestört ihrer Blutmahlzeit hingeben, wofür sie einige Stunden benötigt. In dieser Zeit schwillt sie von einem unscheinbaren, mit bloßem Auge leicht zu übersehenden Tierchen zu einem kugelförmigen Wesen an, mit etwa einem Zentimeter Durchmesser. Derart gesättigt, lässt die Zecke ihren Wirt wieder los und fällt zu Boden. Würde nur Blut gesaugt werden, wäre dies für den Menschen harmlos. Doch leider hinterlässt die Zecke manchmal auch Krankheitserreger. Dabei gelangen die FSME-Viren sofort nach dem Gestochenwerden in den Körper, die Borrelien erst nach einigen Stunden.
Einfach zu beachtende Tipps
Wenn Sie viel draußen in der Natur sind, sollten Sie helle Kleidung tragen, da Zecken darauf leichter zu erkennen sind. Außerdem sollten Ihr Körper, Ihre Beine und Füße bedeckt sein. Vermeiden Sie nach Möglichkeit unwegsames Gelände und Unterholz. Durch das Aufbringen von Sprays oder Lotionen auf die Haut zur Abwehr von Insekten und Zecken (sogenannte Repellents) können Sie sich zusätzlich schützen. Dieser Schutz wirkt aber nur begrenzt und ersetzt nicht das Absuchen des Körpers nach den unliebsamen Saugern.
Trotzdem: Die Natur genießen!
Doch im Großen und Ganzen gilt auch: Denken Sie bei aller Vorsicht nicht nur an Zecken, sondern genießen Sie die wunderbare Natur und tanken Sie draußen wieder Kraft und Energie!
© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner, www.beatrice-wagner.de
Redaktion: Marielle Becker
Weiterführende Links
Flyer der LZG „Erkrankungen durch Zecken“
Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch Instituts zum Thema FSME und Risikogebiete (Aktualisierung Mitte Mai 2016)
Landkarte der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA mit FSME-Risikogebieten
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