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Vegetarisch & vegan - gesund für junge Leute?

Dienstag, 1. Juli 2014 bis Donnerstag, 31. Juli 2014

Fleisch oder kein Fleisch? Das ist für immer mehr Menschen die Frage. Zurzeit leben in Deutschland je nach Umfrage zwischen 1,3 und 7 Millionen Vegetarier, die komplett auf Fleisch verzichten. Darunter befindet sich auch ein großer Anteil an Veganern, die zusätzlich keine tierischen Erzeugnisse wie Milch, Käse, Eier, Fisch oder Honig konsumieren. Sie verzichten beispielsweise auch auf die Benutzung von Federbetten oder das Tragen von Lederschuhen und Lederbekleidung. „Die meisten Vegetarier und Veganer haben ihre Ernährung aus ethischen Gründen umgestellt. Sie prangern die Massentierhaltung an und möchten mit ihrer Lebensweise die Umwelt, die Tiere und das Klima schützen“, erklärt Stephanie Stragies vom Vegetarierbund Deutschland, kurz VEBU, genannt. Vor allem immer mehr Jugendliche und junge Leute mit ihrer wachen und kritischen Lebenseinstellung kommen zu diesem Entschluss. Schätzungen zufolge sind es unter den Jugendlichen 15 Prozent der Mädchen und fünf Prozent der Jungen, die fleischlos leben.

Ein übermäßiger Fleischverzehr ist nicht gesund

Aber ist das auch gesund? Eine Frage, die der VEBU gemeinsam mit der Charité-Hochschulambulanz für Naturheilkunde und der Carstens-Stiftung im November 2014 auf einem Ärztekongress nachgehen will. Andreas Michalsen, Professor für klinische Naturheilkunde an der Charité Berlin, beantwortet diese Frage folgendermaßen: „Zunächst einmal ist übermäßiger Fleischverzehr ganz sicher nicht gut, im Gegenteil, sogar gesundheitlich bedenklich. Denn die Mengen, die wir konsumieren, übersteigen bei weitem die gesundheitliche Verträglichkeit.“ Studien zeigen, mit zu viel Fleisch gehen erhöhte Cholesterin- und Blutzuckerwerte, ein zu hoher Blutdruck sowie vermehrtes Bauchfett einher. Dies sind die Ursachen der häufigsten Zivilisationskrankheiten. So steigt beispielsweise das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, bei hohem Fleischkonsum um bis zu 50 Prozent an.

Vegetarier haben ein geringeres Krankheitsrisiko

Aber wie sieht es anders herum mit der Gesundheit bei denjenigen aus, die ganz auf Fleisch verzichten? „Auch hier gibt es große Bevölkerungsstudien: Demnach haben Vegetarier bei zahlreichen medizinischen Indikationen, insbesondere im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein geringeres Krankheitsrisiko“, so Michalsen. Der Grund liegt wahrscheinlich in der Lebensmittelauswahl: Ein größerer Verzehr von Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen senkt das Risiko für Erkrankungen an Herz und Kreislauf um 15 bis 35 Prozent, zeigte eine Metaanalyse aus England. In einer anderen vergleichenden Studie hatten Vegetarier, unabhängig von sonstigen Lebensgewohnheiten, ein um 36 Prozent niedrigeres Risiko, ein so genanntes metabolisches Syndrom bestehend aus Diabetes, Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten und Bauchfett zu entwickeln.

Eine ausgewogene und vollwertige Ernährung ist wichtig

Für junge Leute stehen diese therapeutischen Gründe weniger im Vordergrund, wenn sie auf Fleisch verzichten. Ihre Motivation besteht eher aus Mitgefühl für gequälte Tiere sowie der eigenen Weltanschauung. Und so machen sich vor allem Eltern Sorgen, dass ihren Kindern in der Wachstums- und Aufbauphase wichtige Aufbaustoffe vorenthalten werden könnten. „Doch das ist unbegründet“, meint Professor Michalsen, „grundsätzlich ist Fleischverzicht für Kinder jeden Alters unbedenklich.“ Doch er rät: „Wer sich vegan ernährt, muss Vitamin B 12 zusätzlich als Nahrungsergänzungsmittel oder über B 12 angereicherte Lebensmittel einnehmen.“ Fleisch sollte auch nicht einfach ersatzlos gestrichen, sondern durch eiweißreiche Nahrungsmittel ersetzt werden. Auch für Veganer stehen hierfür viele Produkte aus Tofu zur Verfügung. Vegetarier können zudem vermehrt Milch, Käse und Joghurt zu sich nehmen. „Wichtig ist, dass die Ernährung weiterhin ausgewogen und vollwertig ist, also kein Pudding-Vegetarismus“, erklärt Professor Michalsen. Frische gesunde Nährstoffe sind das A und O bei jeder Ernährungsweise. Ideal ist es, sich vor der Nahrungsumstellung über den Nährstoffgehalt pflanzlicher Produkte zu informieren. Dies können Sie zum Beispiel auf der Homepage des VEBU tun.

Für Eltern gilt: Achten Sie auf Ihr Kind!

Elternteile, die allerdings den Eindruck haben, ihre Kinder leiden eventuell an Leistungseinbußen, Konzentrationsstörungen oder Immunschwäche, sollten das Blutbild – besonders im Hinblick auf Vitamin B 12 und Eisen – kontrollieren lassen. Und generell gilt: Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Kind, seien Sie achtsam! Will es in Wahrheit vielleicht Gewicht verlieren oder leidet es eventuell sogar unter einer Essstörung? Sollte das der Fall sein, braucht Ihr Kind Ihr Einfühlungsvermögen und eventuell auch psychologische Hilfe. Wenn die ethischen Gründe im Vordergrund stehen, können Sie auch überlegen, auf Fleisch aus biologischer Herkunft umzusteigen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, besser weniger und dafür gutes Fleisch zu essen – das Sie am besten selbst und mit Ruhe zubereiten. Denn so viel ist sicher: Auch wenn Fleisch im Übermaß ungesund ist, von einem gelegentlichen Genuss von Fleisch mit guten Inhaltsstoffen kann die Gesundheit des Menschen auch profitieren.

© Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG)
Text: Dr. Beatrice Wagner, www.beatrice-wagner.de
Redaktion: Marielle Becker


 

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