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Behandlung mit Medikamenten

Medikamente, die zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, heißen Antidepressiva. Bei mittelschweren und schweren Depressionen ist eine Behandlung mit Antidepressiva dringend geboten. Diese Medikamente bewirken bei der Mehrheit der an Depression Erkrankten innerhalb von zwei bis sechs Wochen ein Abklingen der depressiven Symptome. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen die Wirksamkeit von Antidepressiva.

Antidepressiva beeinflussen den Stoffwechsel im Gehirn. Sie fördern die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen durch die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin.

Die Einnahme von Antidepressiva ist mit vielen Ängsten besetzt. Die meisten davon sind unbegründet.

Weder Suchtgefahr noch Persönlichkeitsveränderung

Viele Menschen befürchten, von Antidepressiva abhängig zu werden. Eine derartige Gefahr besteht zwar bei Beruhigungs- und Schlafmitteln, nicht jedoch bei Antidepressiva.

Auch die Sorge, die Medikamente zur Behandlung der Depression könnten die Persönlichkeit verändern, ist nicht berechtigt. Im Gegenteil: Die (unbehandelte) Depression selbst verändert die Persönlichkeit. Nach erfolgreicher Behandlung mit Antidepressiva berichten Betroffene, sich wieder so gesund zu fühlen wie früher. Ihre Angehörigen bestätigen diese Aussagen.

Auch die Befürchtung, Antidepressiva wirkten lediglich dämpfend („chemische Keule“) oder würden nur die Symptome und nicht die eigentliche Erkrankung beeinflussen, lässt sich nicht halten, da Antidepressiva gezielt gegen die depressive Störung vorgehen.

Leichterer Umgang mit Problemen

Vielleicht stellen Sie sich die Frage, wie Medikamente Ihnen helfen sollen, wenn Stress im Beruf, Spannungen in der Partnerschaft oder eine andere schwierige Lebenssituation der Grund für Ihre Probleme sind. Diese können selbstverständlich durch Medikamente nicht beseitigt werden, doch zeigt die Erfahrung, dass mit der erfolgreichen Behandlung der Depression diese Probleme in der Wahrnehmung der Betroffenen wieder auf ein normales Maß zusammenschrumpfen. Viele an einer Depression erkrankte Menschen können besser mit alltäglichen Schwierigkeiten umgehen und schätzen ihre Lage weniger pessimistisch ein, wenn sie mit Antidepressiva behandelt werden.

Ihre Einstellung zu Medikamenten ist entscheidend

Es ist sehr wichtig, dass Sie sich mit den Vor- und Nachteilen der Antidepressiva beschäftigen, denn nur wenn Sie selbst von der Behandlung überzeugt sind, werden Sie das Medikament auch regelmäßig und über einen ausreichend langen Zeitraum einnehmen.

Es ist wichtig zu wissen, dass Antidepressiva ihre Wirkung nicht sofort entfalten. Im Allgemeinen dauert es zwei bis drei Wochen, bis sich die Wirkung zeigt. Wer Antidepressiva nimmt, muss diese sogenannte Wirklatenz kennen und darf über die fehlende Wirkung in der ersten Zeit nicht enttäuscht sein.

Dementsprechend ist es sehr wichtig, das Medikament nicht schon nach einigen Tagen abzusetzen, weil es noch nicht die gewünschte Wirkung entfaltet. Nach zwei bis drei Wochen sollte sich jedoch eine aufhellende Wirkung einstellen. Geschieht dies nicht, sollte der behandelnde Arzt darüber informiert werden.

Klingen unter der Behandlung mit Antidepressiva die depressiven Symptome ab, sollten Sie die Medikamente nicht absetzen, da sonst die Depression sehr wahrscheinlich wiederkehrt. Die regelmäßige Einnahme der Antidepressiva stellt eine Grundvoraussetzung für die Genesung von der Depression dar.

Es empfiehlt sich, die Behandlung zunächst für vier bis sechs Monate fortzuführen. Nach diesem Zeitraum sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob eine längerfristige rückfallverhütende Behandlung angebracht ist.

Derartige Maßnahmen können bei vielen Patientinnen und Patienten über Jahre hinweg das Wiederauftreten depressiver Episoden verhindern. Antidepressiva unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von vielen anderen Medikamenten, z.B. Bluthochdruck- oder Herzmedikamenten, die man ebenfalls oft jahrelang einnehmen muss.

Wie alle Medikamente haben auch Antidepressiva Nebenwirkungen. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt darüber ausführlich beraten. Der Beipackzettel allein ist hierzu oft nicht geeignet, da er zahlreiche (auch sehr seltene) Nebenwirkungen aufführt, die Sie ohne weitere Information nur schwer richtig einordnen und gewichten können.

Meist stehen die Nebenwirkungen in keinem Verhältnis zum großen Vorteil der antidepressiven Wirkung. Sollten Sie dennoch Zweifel oder Fragen haben, setzen Sie die Medikamente nicht selbständig ab, sondern sprechen Sie vorher mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Johanniskrautpräparate, die zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, wirken wie andere Antidepressiva auf chemische Botenstoffe im Gehirn.

Einige Johanniskrautpräparate sind zur Behandlung mittelschwerer Depressionen zugelassen. Die meisten der freiverkäuflichen Präparate dürften keine ausreichende Dosis an wirksamen Substanzen enthalten, so dass die große Gefahr besteht, nur eine ungenügende Wirkung zu erzielen.

Bei schweren Depressionen sind Johanniskrautpräparate deshalb nicht zu empfehlen. Zu bedenken ist auch, dass bedrohliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten können.