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Menschen mit Behinderung und Demenz

Fachtagung der LZG führt Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis zusammen

Über Demenz ist in den vergangenen Jahren viel gesprochen, geschrieben und geforscht worden. Doch was ist, wenn Menschen mit Behinderungen an Demenz erkranken? Wie kann Demenz bei Menschen mit Lernschwierigkeiten oder einer Sinnesbehinderung diagnostiziert werden und welche Folgen hat sie? Fragen wie diese sind noch wenig erforscht, gewinnen aber zunehmend an Bedeutung.

„Die Lebenserwartung von Menschen mit Behinderungen steigt. Das ist erfreulich, allerdings steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass eine Demenz auftreten kann. Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Beispiele guter Praxis zeigen, wie Selbstbestimmung und Teilhabe, beispielsweise bei Menschen mit Down-Syndrom und Demenz, unterstützt werden können“, sagte Matthias Rösch, Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung in Rheinland-Pfalz, auf einer gemeinsamen Fachtagung des Landes-Netz-Werks Demenz und des Sozialministeriums. Das Landes-Netz-Werk Demenz ist Teil der Demenzstrategie des Landes Rheinland-Pfalz und bei der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) angesiedelt.

Bedürfnisse erkennen – Konzepte weiterentwickeln

„Dass immer mehr Menschen mit Behinderungen ein Alter erreichen, in dem sich eine Demenz manifestieren kann, ist eine historisch neue Situation, nachdem eine ganze Generation von ihnen im Nationalsozialismus umgebracht wurde. Bestehende Konzepte für Betreuung, Unterstützung und Teilhabe bei Demenz müssen deshalb im Hinblick auf die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderungen weiterentwickelt werden“, so Matthias Rösch.

Susanne Herbel-Hilgert, stellvertretende Geschäftsführerin der LZG, sah dafür in Rheinland-Pfalz mit seiner bundesweit beispielhaften Dichte an Demenznetzwerken, Pflegestützpunkten und regionalem Engagement für Menschen mit Demenz gute Voraussetzungen. „Es gilt, darüber ins Gespräch zu kommen, was Menschen mit Behinderung und Demenz brauchen und Beispiele guter Praxis bekannt zu machen. Wir wollen Fachkräften vermitteln, welche Veränderungen eine Demenz bei Menschen mit Behinderungen bewirken kann und sie darin unterstützen, die Bedürfnisse der Betroffenen zu erkennen und sich im Alltag darauf einzustellen.“

Wichtig ist dies zum Beispiel im Bereich Wohnen. Um Brücken zur Gefühlswelt von Menschen mit Behinderungen und Demenz aufzubauen und ihre Kompetenzen zu erhalten, setzen die Diakonissen Bethesda Landau in ihren Wohngemeinschaften auf eine multiprofessionelle Kommunikation und Kooperation. Eine allgemeingültige Vorgehensweise gebe es jedoch nicht, jeder Mensch mit Lernschwierigkeiten müsse individuell gesehen und betreut werden.

Andere diagnostische Methoden sind erforderlich

Dr. Christina Ding-Greiner vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg berichtete von den Schwierigkeiten, die sich bei der Diagnosestellung auftun. Sie wies darauf hin, dass „die Symptome einer Demenz von denen der geistigen Behinderung zumeist überdeckt“ würden. „Die bei Menschen ohne Behinderung gewohnten Diagnoseverfahren greifen hier nicht, Erfolg versprechen dafür eher Fremdbeobachtung und Testung in Form einer Verlaufsdiagnostik“, sagte Ding-Greiner. Der einfache und verbreitete sogenannte „Uhrentest“ oder andere Tests, die von einer unbeeinträchtigten Leistungsfähigkeit vor Beginn der Erkrankung ausgehen, scheiden dagegen aus.

Diagnostische Hürden gibt es außer bei Lernschwierigkeiten auch dann, wenn Sinnesbeeinträchtigungen vorliegen. Gerade in Bezug auf demenzielle Erkrankungen bei Menschen mit Sehbehinderungen und bei Gehörlosen ist die Forschungslage bisher dünn. Einzelne Konzepte zur Kommunikation, zum Wohnen und zum Umgang mit Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen und Demenz existieren. Vorgestellt wurden Beispiele aus der Schweiz, aus Nordrhein-Westfalen und aus Sachsen.

Weitere Informationen

Der Fachtag hatte das Ziel, Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis zusammenzubringen, um vorhandenes Wissen zum Thema Behinderung und Demenz auszutauschen und die Diskussion darüber anzuregen. Die Veranstaltung wurde gefördert durch das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie im Rahmen der Demenzstrategie Rheinland-Pfalz. Sie gehörte zu den Angeboten des Landes-Netz-Werkes Demenz, der Servicestelle für Demenz in Rheinland-Pfalz. Weitere Informationen zum Thema Demenz und zu den Angeboten des Landes-Netz-Werks Demenz unter www.demenz-rlp.de

Veranstaltungsflyer zum Download

V.i.S.d.P. Susanne Herbel-Hilgert, stellvertretende Geschäftsführerin

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