Drogenkonferenz 2017: Jugend im Fokus
Einschätzungen, Angebote und Maßnahmen der Suchthilfe
Fast 300 Vertreterinnen und Vertreter der rheinland-pfälzischen Suchtkrankenhilfe trafen sich heute zur Drogenkonferenz der Landesregierung, die sich in diesem Jahr dem Jugendalter widmete. Im Mittelpunkt standen die Einschätzungen der Suchthilfe sowie ihre Angebote und Maßnahmen für junge Menschen. Die jährlich stattfindende Drogenkonferenz wird von der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) im Auftrag des Gesundheitsministeriums Rheinland-Pfalz durchgeführt, um den Fachkräften der Suchthilfe einen Ort der Begegnung und des Austauschs zu bieten.
„Die Präventions-, Beratungs- und Behandlungsangebote in Rheinland-Pfalz sprechen Jugendliche und junge Erwachsene altersgemäß an und erreichen sie in ihrer Lebenswelt“, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die die Veranstaltung eröffnete. „Mit dieser Tagung wollen wir der Frage nachgehen, was junge Menschen heute beschäftigt, welchen Erfahrungen und Einflüssen sie ausgesetzt sind und welche Schlüsse wir daraus für die Suchthilfe ziehen müssen. Mit dem Wissen über Konsumursachen und Konsummuster ist es möglich, die Angebote und Maßnahmen noch passgenauer zu gestalten“, so die Ministerin.
Psychoaktive, bewusstseinsverändernde Substanzen, wie z. B. Alkohol und Cannabis, verleihen das Gefühl, dazuzugehören, etwas zu erleben und erwachsen zu sein. Sie versprechen Coolness und helfen, Schüchternheit zu überwinden. Dass manche Jugendliche mehrere Substanzen nebeneinander konsumieren, sei besonders gefährlich, erklärte Dr. Samuel Tomczyk vom Institut für Therapie- und Gesundheitsförderung IFT-Nord in Kiel. Dies erhöhe deutlich die Risiken für Unfälle, langfristige Schädigungen und Erkrankungen.
Ob aus dem alterstypischen Experimentieren mit psychoaktiven Substanzen ein problematischer Gebrauch oder gar eine Abhängigkeit wird, ist von vielfältigen biologischen und sozioökonomischen Faktoren abhängig. Dr. Edelhard Thoms, in Marburg als Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und als Traumatherapeut tätig, nannte belastende Kindheitserfahrungen als besondere Risikofaktoren: Emotionaler und sexueller Missbrauch, körperliche Misshandlung, Vernachlässigung sowie eine psychische Erkrankung oder Suchterkrankung der Eltern seien die in dieser Hinsicht bedeutsamsten widrigen Kindheitserfahrungen. Ebenfalls problematisch sei es, wenn Alkohol oder illegale Drogen zur Bewältigung von aktuellen psychosozialen Belastungssituationen eingesetzt würden: Hat der Konsum der Droge eine subjektiv belastungsreduzierende Wirkung, besteht die Gefahr, dass sie häufiger genutzt wird und eine Abhängigkeit entsteht.
Im Rahmen von Foren, die Einzelaspekte aus dem Themenbereich Jugend und Sucht vertieften, stellte die LZG Auszüge aus ihrer suchtpräventiven Arbeit vor. So befasste sich zum Beispiel ein Forum mit den Gefahren kostenloser Onlinespiele, die jugendliche Gamer mit Tricks anlocken, zum Bezahlen animieren und im schlimmsten Fall eine Spirale in Richtung Abhängigkeit in Gang setzen.
Auch das Projekt „Schatzsuche“ wurde vorgestellt, das die LZG gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse durchführt. Es beginnt schon im Kita-Alter damit, das seelische Wohlbefinden von Kindern zu fördern und ihre Resilienz zu stärken. Darüber hinaus wurde die Beteiligung der LZG am Netzwerk „Gesund aufwachsen“ dargestellt. Ziel des Netzwerks, das im Zuge des Präventionsgesetzes aufgebaut wurde, sind gesundheitsfördernde Strukturen in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen.
V.i.S.d.P. Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer
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