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Gemeinschaft MACHT Sinn

Abkehr vom Einzeleigentum? Wohnprojektetage zeigten, worauf es ankommt

Aus aktuellem Anlass richtete die Landesberatungsstelle Neues Wohnen Rheinland-Pfalz die diesjährigen Wohnprojektetage in Bad Dürkheim aus: Hier entsteht derzeit die zwölfte Wohnprojekt-Genossenschaft in Rheinland-Pfalz, die sich das Ziel gesetzt hat, ihr Gebäude als gemeinschaftliches Wohneigentum zu nutzen. Unter dem Titel „Gemeinschaft MACHT Sinn“ verdeutlichten die Tagungsbeiträge, dass die Abkehr vom Einzeleigentum Gewinn für alle verspricht: Sie ermöglicht eine Vielfalt an Gemeinschaftsflächen und langfristig überschaubare Wohnkosten.

„Diese neuen Wohnformen bieten nicht nur soziale Vorteile, sondern sind auch ökonomisch sinnvoll. Der Mehrwert ist für jeden Einzelnen größer, als wenn jeder für sich wirtschaftet“, bringt Sozial- und Demografieministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler die Genossenschaftsidee auf den Punkt. „In Rheinland-Pfalz gibt es bereits viele innovative Projekte, deren Ziel es ist, gemeinschaftlich zu wohnen und das Wohneigentum gemeinsam zu verwalten – und viele weitere Initiativen machen sich neu auf den Weg. Wir unterstützen sie dabei. Mit einer Anschubfinanzierung ermöglichen wir Projekten, die noch am Anfang stehen, einen entscheidenden Schritt in der Umsetzung zu vollziehen“, so die Ministerin. Auch viele andere Förderangebote der Landesregierung sind auf die Unterstützung neuer Wohnformen ausgelegt, damit auch Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen ihren Traum vom gemeinschaftlichen Wohnen verwirklichen können.

Gemeinsinn durch gemeinsame Nutzung von Gütern

Im Dürkheimer Haus wurden verschiedene Wohnprojekte und Initiativen präsentiert sowie Partnerinnen und Partner aus Finanzwirtschaft, Architektur und Projektentwicklung vorgestellt. Silke Helfrich, Gründerin des Commons-Instituts in Bonn, lieferte den theoretischen Hintergrund, indem sie in die Idee der „Commons“ einführte. Darunter werden Ressourcen oder Produkte verstanden, die gemeinschaftlich hergestellt, erhalten und genutzt werden – Bodenschätze oder Wasser, aber auch der Gemeinschaft zur Verfügung stehendes Wissen zählen zum Beispiel dazu. Zentrales Charakteristikum der Commons-Theorie sei, dass sie den Menschen als Handelnden in den Fokus stelle, so Helfrich. In der Diskussion arbeitete sie heraus, wie durch die Nutzung von Gemeingütern Gemeinschaftssinn entstehen kann.

Eva Stützel schöpft als Mitbegründerin des Ökodorfs Sieben Linden und Trainerin für Gemeinschaften aus einem reichen Erfahrungsschatz, wenn es um Gemeinsinn geht. Sie hat eine Methode entwickelt, um Projektinitiativen auf Kurs zu halten. Den „Gemeinschaftskompass“ stellte sie in ihrem Beitrag vor.

Wohnprojektetage haben Strahlkraft

„Die Wohnprojektetage sind zum jährlichen Fixpunkt unserer Beratung geworden und tragen dazu bei, die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens weiter zu verbreiten“, sagte Susanne Herbel-Hilgert, stellvertretende Geschäftsführerin der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V (LZG), bei der die Landesberatungsstelle Neues Wohnen angesiedelt ist. „Gemeinsam Verantwortung tragen und sich gegenseitig unterstützen – diese Kennzeichen gemeinschaftlicher Wohnprojekte sind gute Voraussetzungen für Lebensqualität“, fasste sie zusammen und spannte damit den Bogen zur Gesundheitsförderung.

Herbel-Hilgert lobte die gelungene Kooperation mit dem Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz, die auch dieses Jahr ermöglicht habe, eine zweitägige Veranstaltung anzubieten. Das Zentrum Baukultur hatte am Vortag beim Symposium „Planen mit Gruppen“ die Münchener Genossenschaft WagnisArt vorgestellt, die den deutschen Städtebaupreis 2016 erhielt. Dass das Thema Wohnprojekte auch für die Architektenkammer Relevanz hat, zeigte sich an der Vergabe von Fortbildungspunkten für teilnehmende Architektinnen und Architekten.

Die Landesberatungsstelle Neues Wohnen Rheinland-Pfalz wird, ebenso wie der jährliche Wohnprojektetag, vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie gefördert.

Beratungsleistungen

Die Landesberatungsstelle Neues Wohnen Rheinland-Pfalz berät zu Generationenwohnen, Gemeinschaftlichem Wohnen, Wohn-Pflege-Gemeinschaften und zum Förderprojekt WohnPunkt RLP. Zielgruppen sind Wohninteressierte, Projektgründerinnen und Projektgründer, die Wohnungswirtschaft sowie wie Vertreterinnen und Vertreter von Stadt- und Landgemeinden. Weitere Informationen unter www.neues-wohnen.lzg-rlp.de

Ansprechpartner in der LZG
Thomas Pfundstein, Telefon 06131 2069-37, E-Mail

V.i.S.d.P. Susanne Herbel-Hilgert, stellv. Geschäftsführerin

 

 

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