Teilhabe von Menschen mit Demenz – selbstverständlich!(?)
„Ich komme gut zurecht mit meiner Demenz"
Das Recht auf soziale Teilhabe gilt für alle Menschen. Doch was ist, wenn eine Demenz eintritt? Auf dem diesjährigen Fachtag Demenz der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) machte eine Teilnehmerin deutlich, dass sie sich trotz Demenz-Erkrankung als aktiven Teil der Gesellschaft betrachtet und noch viele Möglichkeiten der Beteiligung sieht. „Ich komme gut zurecht mit meiner Demenz, das gilt auch für mein privates Umfeld. Gerne würde ich so lange wie möglich selbstbestimmt leben und am sozialen Leben teilnehmen“, erklärte Astrid Heller, die vor fünf Jahren, im Alter von 51, die Diagnose Alzheimer-Demenz erhielt.
„Menschen können trotz der Veränderungen, die eine Demenz mit sich bringt, am öffentlichen und kulturellen Leben teilnehmen, ihren Alltag mitbestimmen und sich einbringen. Wir müssen aber die notwendigen Bedingungen dafür schaffen. Das Recht, ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft zu sein, ist nicht an das Vorhandensein bestimmter Fähigkeiten gebunden“, betonte Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler auf dem Fachtag, in dessen Mittelpunkt die Frage nach Anspruch und Wirklichkeit sozialer Teilhabe für Menschen mit Demenz stand.
Häufig haben Menschen mit Demenz wenig Möglichkeiten, an Veranstaltungen und Vereinsaktivitäten teilzunehmen oder kulturelle Institutionen zu besuchen. Das Einkaufen und Bewegen im kommunalen Raum scheitert oft daran, dass die Öffentlichkeit auf den Umgang mit Menschen mit Demenz und deren besondere Bedürfnisse nicht vorbereitet ist. Es mangelt an Angeboten, die es Betroffenen erleichtern, ihr direktes Wohnumfeld zu verlassen.
Das notwendige Engagement, um das zu ändern, müsse auch aus der Gesellschaft selbst kommen, sagte Ministerin Bätzing-Lichtenthäler. Dass es in Rheinland-Pfalz bereits viele kreative, ehrenamtlich unterstützte Teilhabeangebote gibt, hatte ein kürzlich von ihr initiierter Wettbewerb gezeigt. Die vielfältigen Teilhabeangebote aus den Bereichen Gemeinschaft, Natur, Bewegung, Musik, Kultur und Glaube wurden im Rahmen einer Posterausstellung präsentiert. Sie werden in Kürze auf der Homepage der LZG unter www.lzg-rlp.de veröffentlicht und sollen zur Nachahmung anregen.
Verbesserung der Lebensqualität - kulturelle Angebote auch für Menschen mit Demenz
Teilhabe darf nicht vor den Türen der Kultureinrichtungen enden, diesem Leitgedanken fühlt sich das Landes-Netz-Werk Demenz der LZG verpflichtet. Im Auftrag der Landesregierung unterstützt es die regionalen Demenznetzwerke im Land bei der Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz. „Damit es Menschen mit Demenz einfacher möglich wird, mit Musik in Berührung zu kommen, bieten wir seit über zehn Jahren in Zusammenarbeit mit der FH Münster und der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz die Ausbildung zur Musikgeragogin bzw. zum Musikgeragogen an. Nun haben wir Museen und Ausstellungshäuser im Blick. Fortbildungen, die wir in Kooperation mit dem Museumsverband Rheinland-Pfalz durchführen, sollen Kulturvermittlerinnen und -vermittler dazu anregen, ihre Angebote auch für Menschen mit Demenz zu öffnen“, erklärte LZG-Geschäftsführer Dr. Matthias Krell.
Prof. Dr. Andreas Kruse vom Institut für Gerontologie in Heidelberg wies darauf hin, dass mit „Teilhabe für Menschen mit Demenz“ deutlich mehr gemeint sei als „soziale Integration“. Teilhabe sei vielmehr die Möglichkeit, „die soziale Umwelt aktiv mitzugestalten, sich mit anderen Menschen im Handeln und Sprechen auszutauschen, Mitverantwortung zu übernehmen“. Kruse machte deutlich, dass dieser Teilhabebegriff auf Seiten der sozialen Umwelt größtmögliche Offenheit für die individuelle Persönlichkeit eines Menschen mit Demenz erfordere. Sowohl die individuelle Kompetenz als auch die spezifischen Motive, Interessen, Erlebens- und Verhaltensformen müssten berücksichtigt werden.
Helga Schneider-Schelte von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. verwies darauf, dass Menschen mit Demenz Ressourcen und Fähigkeiten haben. „Es ist ihnen wichtig, sich einzubringen, gefragt zu werden, mitzureden, vor allem auch, wenn es um ihre Belange geht. Sie wollen ihr Leben, so lange es geht, selbstbestimmt leben. Das gelingt leichter, wenn Hürden erkannt und abgebaut werden. Dazu braucht es mehr Wissen über Demenz bei jedem Einzelnen von uns.“
Um praktische Impulse für die Teilhabe von Menschen mit Demenz zu vermitteln, wurden verschiedene Projekte aus ganz Rheinland-Pfalz vorgestellt. So konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtages u.a. von einem Gartenprojekt aus Altenahr („Zesamme em Jaade“), den „Demenzkoffern“, die aus einer Zusammenarbeit des Museumsverbandes Rheinland-Pfalz mit verschiedenen Museen entstanden sind, sowie dem Mehrgenerationenprojekt der Malteser Mainz und Worms „Junges Gemüse trifft altes Eisen“ inspirieren lassen.
V.i.S.d.P. Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer
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