06131-2069-0

Vergessenen Kindern eine Stimme geben

Aktionswoche macht auf Kinder aus suchtbelasteten Familien aufmerksam

Etwa jedes sechste Kind in Deutschland lebt in einer Familie, in der stoffgebundene Süchte wie Alkohol- oder Drogenabhängigkeit eine Rolle spielen. Hinzu kommen weitere Kinder, deren Eltern unter Verhaltenssüchten leiden. Mit einer bundesweiten Aktionswoche unter dem Titel „Vergessenen Kindern eine Stimme geben“ macht NACOA Deutschland – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V. vom 9. bis 15. Februar 2020 auf deren Situation aufmerksam. Das Referat Suchtprävention der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz (LZG) e.V. unterstützt im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz Aktionen dazu im Land und stellt Fortbildungen und Arbeitsmaterialien zur Verfügung.

„Kinder aus suchtbelasteten Familien bilden die größte bekannte Risikogruppe für eigene Suchterkrankungen und tragen zahlreiche weitere Gesundheitsrisiken. Deshalb ist es wichtig, entsprechende Belastungen frühzeitig zu erkennen und ihnen Unterstützungssysteme zu bieten. Mit den Angeboten der LZG sowie den lokalen Hilfesystemen und Netzwerken haben wir in Rheinland-Pfalz gute Strukturen, um die betroffenen Kinder effektiv zu unterstützen“, erklärt Gesundheits- und Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler anlässlich der Aktionswoche.

Mädchen leiden häufig still

Eine neue Broschüre der LZG, die aktuell an Suchtberatungsstellen verschickt wird, rückt Kinder in den Fokus, die still unter der Situation in ihrer Familie leiden. Sehr oft sind dies Mädchen, während Jungen innere Konflikte und Probleme eher nach außen tragen und dadurch häufig auffällig werden. Die amerikanische Familientherapeutin Sharon Wegscheider-Cruse sieht das stille Leiden als eine von vier charakteristischen Strategien, die Kinder in belasteten Systemen typischerweise annehmen. Autor Jens Flassbeck klärt in der Broschüre über die Problematik und den Hilfebedarf dieser zunächst unauffälligen und klaglosen Kinder aus suchtbelasteten Familien auf. Sie werden nicht umsonst auch die „vergessenen Kinder“ genannt, weil sie im Gegensatz zu den „Sündenböcken“, den „Clowns“ und den „Helden“, wie die übrigen drei typischen Rollenmuster genannt werden, hoch angepasst leben und deshalb sehr oft keine Hilfeangebote bekommen.

Die Broschüre „Erkennen, erreichen, ermöglichen: Komplex traumatisierte Mädchen aus suchtbelasteten Familien“ entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien in Rheinland-Pfalz“. Die Broschüre steht als Download zur Verfügung.

Fachtag und Telefonfortbildung

Ebenfalls im Rahmen der Aktionswoche unterstützt das Referat Suchtprävention der LZG den Fachtag „ZERO!“ am 12. Februar 2020 in Ludwigshafen. Hier stehen Ursachen, Auswirkungen und Hilfen bei Fetalen Alkoholspektrum-Störungen (FASD Fetal Alcohol Spectrum Disorders) im Mittelpunkt. Der Fachtag, den das Haus der Diakonie und die Stadt Ludwigshafen veranstalten, wendet sich an Fachkräfte aus Erziehung, Pädagogik, Medizin, Pflege und Therapie sowie an interessierte Bürgerinnen und Bürger. Darüber hinaus macht vom 10. bis 14. Februar 2020 mit Unterstützung der LZG die Ausstellung „ZERO!“ im Klinikum der Stadt Ludwigshafen Station. Den Flyer finden Sie hier.

An Fachkräfte, die mit erwerbslosen Menschen zusammenarbeiten, richtet sich eine Telefonfortbildung zum Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ am 12. Februar 2020 von 13:30 bis 14:30 Uhr. Informationen dazu finden sich im Veranstaltungskalender der LZG auf www.lzg-rlp.de.

Engagement auch über die Aktionswoche hinaus

„Nur etwa ein Drittel der Kinder aus suchtbelasteten Familien geht mehr oder weniger unbeschadet aus der familiären Situation hervor. Deshalb engagiert sich unser Referat Suchtprävention seit vielen Jahren mit den unterschiedlichsten Angeboten für diese Dialoggruppe“, sagt Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer der LZG. So unterstützt die LZG beispielsweise Kindergruppen für Kinder aus suchtbelasteten Familien fachlich sowie finanziell und bildet unter dem Titel „Es tut gut, gehört zu werden“ pädagogisches Personal für die Gruppenleitung aus. Im Programm „Kind s/Sucht Familie“ werden regelmäßig Multiplikatorinnen und Multiplikatoren weitergebildet, um Menschen in den Regionen für dieses Thema zu sensibilisieren und darüber zu informieren. Weitere Informationen und fachliche Begleitmaterialien sind unter www.lzg-rlp.de zu finden.

V.i.S.d.P. Dr. Matthias Krell, Geschäftsführer

Zurück