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Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt

 

Federführung in Rheinland-Pfalz in einer Hand

Die Krankenkassen und -verbände haben in Rheinland-Pfalz die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) in Trägerschaft der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e. V. (LZG) mit der Federführung des Projektes „Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt“ beauftragt.

Das Projekt startete 2017 mit drei Standorten in den Jobcentern Worms, Birkenfeld und Kaiserslautern und koordiniert mittlerweile die gesundheitsfördernden Angebote in 21 Regionen von Rheinland-Pfalz.

Landesweite Vernetzung und bewährte Konzepte

Das Projekt setzt auf die landesweite Vernetzung, die sich in der Gesundheitsförderung von Rheinland-Pfalz bewährt hat. In Bezug auf die Landesrahmenvereinbarung zum Präventionsgesetz ist das Projekt von Anfang an in das Netzwerk „Gesunde Kommune“ eingebunden. Dessen Ziel ist es, auf Landesebene die Zusammenarbeit verschiedener Akteure und Arbeitsfelder zu fördern und regionale Ansätze sowie die Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.

Verzahnung von Arbeitsförderung und Gesundheitsförderung

In einigen Jobcentern startete das Projekt mit Unterstützung der regionalen gesetzlichen Krankenkassen mit einem Gesundheitstag für die Fachkräfte. Wer seine eigene Gesundheit im Blick hat, kann auch andere Menschen leichter für das Thema motivieren, so der dahinterstehende Gedanke.

  • Im Projekt treffen zwei Arbeitsfelder aufeinander, die sich in vielen Aspekten verzahnen – im Interesse der erwerbslosen Menschen. Beispielsweise im Hinblick auf den Präventionsbegriff: Das Projekt richtet sich an Menschen im Vorfeld einer speziellen Erkrankung, ist also primärpräventiv im Sinne der gesetzlichen Krankenkassen.
  • Ein weiterer Aspekt ist der Grundsatz der Freiwilligkeit: Er gilt uneingeschränkt für die Gesundheitsförderung.

Die Arbeitsagenturen und Jobcenter greifen in ihren Strukturen, Fortbildungen und Kommunikationsmitteln das Thema Gesundheitsförderung auf. Die Gesundheitsförderung hat den Auftrag, sich in die Rahmenbedingungen der Arbeitsvermittlung einzuarbeiten, um die Möglichkeiten und Grenzen in der Zusammenarbeit einschätzen und gestalten zu können.

An allen Standorten haben sich Regionalgruppen gegründet, die das Projekt engagiert weiterentwickeln und die Zusammenarbeit durch eine Kooperationsvereinbarung verbindlich gestalten. Die speziellen Rahmenbedingungen einer Kommune oder eines Landkreises bilden dabei die Projektgrundlage. Je nachdem wer als Kooperationspartner zur Verfügung steht und auf welche Ressourcen zurückgegriffen werden kann, findet das Projekt in jedem kommunalen Setting seine individuelle Ausprägung.

Viele Wege führen zur Gesundheitsförderung

„Das sollten Sie sich mal ansehen, das klingt wie ein passendes Angebot für Sie!“ – „Sie hatten sich doch ein Angebot für Bewegung gewünscht, hier haben Sie die Möglichkeit!“ – „Was halten Sie davon, wenn wir uns das Angebot gemeinsam ansehen?“. So oder ähnlich könnten die ausschlaggebenden Gespräche in der Arbeitsvermittlung, in Maßnahmen der Arbeitsförderung oder in den Beratungsstellen beginnen, um erwerbslose Menschen an gesundheitsfördernde Maßnahmen heranzuführen.

Wichtige Kooperationspartner im Projekt sind die Maßnahme-Träger in den Regionen. Insgesamt 220 Institutionen der Arbeitsförderung sind ergänzend zur Arbeitsvermittlung aktiv in das Projekt eingebunden.
An allen Standorten wurden die Verantwortlichen des jeweiligen Landkreises bzw. der jeweiligen Kommune informiert und zur Mitarbeit in der Regionalgruppe eingeladen.

Aber auch in Arbeitslosen-Cafés, Kleiderkammern, Sozialkaufhäusern oder bei den Tafeln können erwerbslose Menschen im persönlichen Kontakt angesprochen und für die Angebote der Gesundheitsförderung motiviert werden. Insgesamt trifft das Projekt in den Regionen auf großes Interesse und eine große Bereitschaft, Angebote für die Zielgruppe zu unterstützen.

Für die Referentinnen und Referenten im Projekt umfasst die tägliche Arbeit viele Gespräche, Teamsitzungen in den Regionen, die Kontaktaufnahme mit relevanten Institutionen und die Entwicklung von Zugängen zu den einzelnen Trägern.

Auf Grund der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie finden diese Gespräche zurzeit überwiegend als Telefon- oder Videokonferenzen statt. Es finden auch landesweite Online-Vernetzungstreffen statt, so dass alle interessierten Projektpartner weiter über das Projekt informiert werden.

Gesundheitswissen und Vernetzung für Fachkräfte

Mit Telefonfortbildungen richtet sich das Projekt ein- bis zweimal im Monat an Fachkräfte, die mit erwerbslosen Menschen arbeiten. Dieses Angebot beschränkt sich nicht allein auf die Projektstandorte, denn auch aus den anderen Regionen gibt es einen großen Informationsbedarf.

Die Teilnahme ist ohne Anmeldung und kostenlos möglich. Da die Fragen zu Gesundheitsthemen vielfältig sind, reichen die Inhalte der Telefonfortbildungen von Themen wie Adipositas, Glücksspielsucht und Rauchen über Vorsorge bis hin zum Reha-Sport und zu Pflegegraden. Über die Vernetzung der Koordinierungsstelle für Gesundheitliche Chancengleichheit und der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e. V. als Träger stehen für die Telefonfortbildungen Expertinnen und Experten aus den Landesverbänden als Referentinnen und Referenten zur Verfügung. Insgesamt 500 Fachkräfte wurden 2018 telefonisch auf diese Weise zu Gesundheitsthemen fortgebildet.

Den Fachkräften in Rheinland-Pfalz werden die „Motivierenden Gesundheitsgespräche“ als eine Methode der Gesprächsführung nähergebracht. Diese Schulungen ermöglichen darüber hinaus eine gute Vernetzung mit den Fachkräften und bieten einen Rahmen, um konkrete regionale Ideen abzusprechen.

Zeit für mich – Zeit für Gesundheit

Die gesundheitsfördernden Angebote in den Regionen werden in Absprache mit dem jeweiligen Jobcenter bzw. mit der Agentur für Arbeit abgestimmt. Der zeitliche Umfang, die Inhalte und auch die Zugänge zu den Kursen richten sich am Bedarf der erwerbslosen Menschen in der Region aus. Das Ergebnis kann

  • in Mainz ein ressourcenorientiertes Angebot sein, das den Stress von erwerbslosen Menschen aufgreift und Strategien vermittelt,
  • in Worms ein kürzeres Bewegungsangebot sein, um den Einstieg zu erleichtern,
  • in Mainz-Bingen ein Kurs sein, der keine Anmeldung erfordert und zu dem der Zugang jederzeit möglich ist,
  • in Neuwied ein AktivA Kurs, in dem die Maßnahmeträger über die Fachkraft im Jobcenter offensiv eingebunden werden,
  • eine besondere Zielgruppe sein, wie zum Beispiel in Alzey-Worms pflegende Angehörige mit Doppelbelastung,
  • in Mayen-Koblenz ein Angebot zum Thema Resilienz speziell für Frauen.

An allen Standorten werden möglichst Kursleitungen eingesetzt, die in der Kommune bzw. im Landkreis gut vernetzt sind.

Innerhalb der Kurse gibt es die Möglichkeit, auf den weiterführenden Bedarf einer Person, z. B. zu Ernährungsfragen, in Einzelgesprächen einzugehen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer melden zurück, dass sie es zu schätzen wissen, sich wieder selbst um Gesundheit kümmern zu können. Alleine in Worms wurden 2019 insgesamt rund 424 Personen durch die gesundheitsfördernden Angebote erreicht.

Kursangebot „Zeit für Gesundheit Online“

Das Projekt greift regionale und überregionale Rahmenbedingungen auf. In 2020 stellt die Corona-Pandemie die zentralste Rahmenbedingung dar. Seit dem 25. März 2020 - direkt mit Beginn der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Maßnahmen, werden Online-Kurse zu den Themen Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung angeboten. Die Bewerbung erfolgt über die Jobcenter und Maßnahmeträger in den Projektregionen.

AktivA – Kursziel Lebensqualität & Gesundheit

An vielen Standorten wird AktivA – ein ressourcenorientiertes Kurskonzept für erwerbslose Menschen – in den Einrichtungen der Arbeitsförderung angeboten. In Kooperation mit der LZG Akademie gGmbH konnte ein landesweiter Trainerpool ausgebildet werden. Auch hier setzt das Projekt auf Vernetzung und bringt die Kursleitungen miteinander in den Austausch.
Und wie geht es nach dem Kurs weiter? Das entscheiden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst. Sie können sich weiter mit dem Thema Gesundheit beschäftigen – das Projekt unterstützt dies in der Region – oder sie können die neuen Anregungen für die Jobsuche nutzen. Die Fachkräfte in der Arbeitsvermittlung unterstützen sie hierbei.

Expertinnen und Experten in eigener Sache

Wer kennt sich eigentlich besonders gut aus? Die ersten Bedarfserhebungen liefen über die Jobcenter und die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den Regionen. An einzelnen Standorten gab es Telefonbefragungen von Kundinnen und Kunden durch die Jobcenter. Im weiteren Verlauf ermöglicht das Projekt erwerbslosen Menschen sehr viel stärker, sich selbstaktiv einzubringen.

  • Wie wirken die gesundheitsfördernden Angebote im Projekt auf Menschen, die erwerbslos sind?
  • Wie funktionieren die Ansätze der gesunden Ernährung bei geringem Einkommen und wie kann Motivation für Bewegung erzeugt werden, wenn der Tagesrhythmus unregelmäßig ist?
  • Wie reizvoll ist der Besuch eines Vereins oder einer Sportstätte ohne die passende Sportausstattung?
  • Und wie ernst genommen fühlen sich Betroffene, wenn man das Thema Stress in der Arbeitslosigkeit thematisieren will?

Das Projekt in Rheinland-Pfalz hat zum Ziel, sich an die erwerbslosen Menschen selbst zu wenden und sie mit in die Planung einzubinden. Sie sind die Expertinnen und Experten in eigener Sache. Manchmal sind es sehr kleine Aspekte, die im Alltag stigmatisieren, kränken oder Teilnehmerinnen und Teilnehmer von einer Veranstaltung fernhalten. Seit 2019 gibt es in Rheinland-Pfalz ein „Experten-Netz Gesundheit“ auf Landesebene. Hier können ausschließlich erwerbslose Menschen Ideen und Vorschläge für die Angebote in den Regionen einbringen.

 

Bildnachweis Headerbild: © Jürgen Fälchle/stockadobe.com

Kontakt

Sandra Helms
06131 2069-66
shelms@lzg-rlp.de

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